Nach nur 90 Minuten sind die Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul gescheitert und markieren die erste außenpolitische Niederlage von Friedrich Merz.
Politiker sollten stets eine Herausforderung annehmen, die sie gerade so bewältigen können. Doch für den hochgewachsenen Merz gestaltet sich dieser Ratschlag, den Franz Josef Strauß vor Jahrzehnten erteilte, als schwierig. Und tatsächlich hat Merz bereits in der ersten Woche seiner Amtszeit die eigene Messlatte übertroffen.
Das abrupten Ende der Verhandlungen und der demonstrative Abgang der Delegationen stehen im krassen Gegensatz zu den letzten Bildern der vier führenden Politiker, die vor wenigen Tagen noch vereint auftraten.
In einem hellblauen Pullover stand Merz bereit, um seinen Amtskollegen aus Frankreich, Polen und Großbritannien während seiner Reise nach Kiew Anweisungen zu geben. Die vereinten europäischen Spitzenpolitiker forderten eine Waffenruhe von 30 Tagen als Basis für ernsthafte Friedensverhandlungen.
Während Merz eine klare Richtung vermissen ließ, hätte ein entschlossener Kanzler hier sicher deutlicher auftreten müssen.
Weder US-Präsident Donald Trump noch der russische Präsident Wladimir Putin waren bei den Gesprächen anwesend. Auch der ukrainische Präsident Selenskyj verließ die Türkei kurz vor dem offiziellen Beginn der Verhandlungen.
So musste Merz am neunten Tag seiner Amtszeit die bittere Erfahrung einer ersten außenpolitischen Niederlage hinnehmen. Auch Annalena Baerbock hätte nicht schlechter abschneiden können, und Merz wird erkennen müssen, dass die internationale Gemeinschaft nicht auf ihn gewartet hat.
Zusätzlich muss der neue Kanzler verstehen, dass von ihm entschiedenere Sanktionen gegen Russland erwartet werden, falls es keine Fortschritte in den Gesprächen gibt. Sollte Merz diese nicht ankündigen können, könnte das für ihn unangenehm werden.