Der Chat-Skandal in den USA sorgt für ein weltweites Aufsehen und löst insbesondere in Deutschland Verwunderung aus. Experten verweisen auf die zuvor ausgezeichnete Sicherheitskommunikation zwischen den USA und Deutschland.
Weltweit wird der Vorfall mit Spott kommentiert. US-Demokraten fordern den Rücktritt von hochrangigen Militärs und Geheimdienstmitarbeitern, während europäische Kommentatoren sich über Trumps Sicherheitsstrategien lustig machen.
Ein Brigadegeneral aus dem deutschen Verteidigungsministerium empfiehlt, die Situation gelassen zu betrachten. Er betont, dass es sich um einen ernsthaften Fehler handelt, doch man sollte die Amerikaner nicht verurteilen.
August Hanning, ehemaliger Präsident des Bundesnachrichtendienstes und zuletzt Staatssekretär im Bundesinnenministerium, warnt vor möglichen heftigen Reaktionen seitens der USA auf diese Panne.
Vor kurzem musste sich die Bundeswehr für den Taurus-Abhörskandal verantworten, was innerhalb der NATO für große Empörung sorgte, insbesondere wegen der Nachlässigkeit von vier hochrangigen Luftwaffenoffizieren.
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Am 19. Februar 2024, während einer militärischen Luftfahrtmesse in Singapur, diskutierte Brigadegeneral Frank Gräfe mit zwei weiteren Generälen über eine unzureichend gesicherte Videokonferenz. Dabei war auch der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, anwesend.
In Vorbereitung auf ein Gespräch mit Verteidigungsminister Boris Pistorius sprachen die Offiziere 38 Minuten lang über mögliche Einsätze des Taurus-Raketensystems im Ukraine-Konflikt und strategische Ziele wie die Krim-Brücke.
August Hanning ist über die jüngsten Pannen der US-Militärs und Geheimdienste verwundert. Während seiner Amtszeit erlebte er, wie perfekt die Kommunikation mit den USA gesichert war.
Wenn er beispielsweise mit dem CIA-Chef sprechen wollte, wurde er zum US-Generalkonsulat in Berlin gebracht, wo eine absolut sichere Verbindung in die USA hergestellt wurde.
Bernd Schmidbauer, ehemaliger Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt, erinnert sich nicht an einen Fall von Nachlässigkeit in der Kommunikation mit den USA. Er führte vertrauliche Gespräche stets in abhörsicheren Räumen, was ein Gefühl der Sicherheit vermittelte.
Hat die technische Entwicklung die Kommunikationssicherheit in der heutigen Zeit verbessert oder verschlechtert?
Ein nicht namentlich genannter Beamter des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt fest, dass die Probleme weniger technischer Natur, sondern vielmehr auf die zunehmende Bequemlichkeit der Nutzer zurückzuführen sind.
Er erklärt, dass viele Nutzer von sensiblen Ämtern, Polizei und Militär oft ihre verschlüsselten Handys nicht verwenden, da ihnen der Aufwand und die Zeit, die dafür nötig sind, unangenehm sind.
Insbesondere im Berliner Regierungsviertel sind ungesicherte Mobilgeräte ein leichtes Ziel für Spionageaktivitäten. Es ist weithin bekannt, dass die dort ansässigen Botschaften leicht Zugriff auf abhörbare Geräte haben.
Wenn Abgeordnete über Sicherheitsverletzungen im Bundestag klagen, liegt dies häufig an unzureichenden Schutzmaßnahmen ihrer Konten, die für die Wähler zugänglich sein sollen.
Die Unzulänglichkeiten in der Kommunikation westdeutscher Politiker wurden erst nach der Wende offensichtlich. Ein ehemaliger Stasi-Vertreter betonte, dass alles, was verschlüsselt werden kann, auch entschlüsselt werden kann.
Die Stasi hatte umfassende Aufzeichnungen, die viele Politiker kompromittierten, die von ihr erpresst wurden.
Der Stasi lagen zahlreiche Informationen über Politiker vor, die oft unachtsam mit ihren eigenen Geheimnissen umgingen. Dies führte zu zahlreichen Erpressungsversuchen, die in den Akten dokumentiert sind.
Die umfangreichen Abhörprotokolle führten schließlich dazu, dass das Bundeskabinett entschloss, sämtliche Unterlagen sofort zu vernichten, um die kompromittierenden Informationen zu schützen.
Bis heute bleibt unklar, welche Dossiers möglicherweise noch im Umlauf sind.