Die kanadische Bundestagswahl findet in einem turbulenten politischen Umfeld statt, geprägt von einem Handelskonflikt und den Angriffen des wiedergewählten US-Präsidenten Trump. Diese Herausforderungen rücken die inneren Probleme Kanadas in den Hintergrund.
Die Diskussionen um mögliche Strafzölle und die Idee, Kanada könnte der 51. Bundesstaat der USA werden, haben das Land nachhaltig geprägt. Doch anstatt sich unter Druck setzen zu lassen, zeigt Kanada eine bemerkenswerte Entschlossenheit. Die Bedrohungen durch die USA in Bezug auf Handel, Migration und Drogenkriminalität haben die kanadische Gesellschaft näher zusammengebracht und zu einem stärkeren Patriotismus geführt.
Die einst enge Beziehung zu den USA ist stark belastet, und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Egal, wie die Wahl ausgeht, Kanada wird sich mit den neuen Erwartungen auseinandersetzen müssen. Als Vorsitzland der G7 hat Kanada eine wirtschaftliche Verantwortung, während das Bruttoinlandsprodukt bei rund 2,4 Billionen Euro liegt und die Industrien beider Länder eng verbunden sind.
Die strategischen Möglichkeiten Kanadas sollten nicht unterschätzt werden. Die US-Industrie ist stark auf kanadische Rohstoffe angewiesen, insbesondere in den Bereichen Öl und Gas. Diese Ressourcen werden hauptsächlich in die USA exportiert, was Kanada in einer starken Verhandlungsposition hält.
Der Handelskrieg hat bereits erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Experten prognostizieren, dass Kanadas Wirtschaftskraft in den kommenden Jahren um bis zu 2 Prozent sinken könnte, während die Arbeitslosigkeit steigt. Der neue Premierminister Mark Carney wird sich möglicherweise von den USA abwenden und seine ersten Schritte nach Europa richten.
Die Handelsverbindungen zwischen Kanada und der Europäischen Union sind stabil und belastbar. Kanada hat auf die Strafzölle der Trump-Regierung zunächst zögerlich, dann jedoch mit Bedacht reagiert. Eine engere Partnerschaft mit der EU ist erklärtes Ziel, da beide Seiten aufgrund ihrer gemeinsamen Werte und geografischen Nähe eng verbunden sind.
Mit dem CETA-Abkommen sind bereits über 95 Prozent der Zollschranken gefallen, was den Handel zwischen Europa und Kanada seit 2017 erheblich gesteigert hat. Deutsche Unternehmen investieren zunehmend in Kanada, was die wirtschaftlichen Verbindungen weiter stärkt.
Die geopolitischen Spannungen in der Arktis erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Kanada, den USA und den nordischen Staaten Europas. Eine mögliche "New Nordic Alliance" innerhalb der NATO könnte notwendig werden, um sicherheitspolitische Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Die kommenden Wahlen in Kanada sind entscheidend, da die Bevölkerung darüber entscheiden wird, wer die Herausforderungen des Landes am besten bewältigen kann. Die Wahl könnte auch Auswirkungen auf die Partnerschaften mit der EU und anderen Ländern haben, um die nationale Resilienz zu stärken.
Der Ausgang der Wahl bleibt abzuwarten, doch eines ist sicher: Kanada und seine 40 Millionen Bürger stehen vor einer entscheidenden Phase, in der sie ihre Zukunft gestalten müssen.