Unerwarteter Rückgang des Kohleverbrauchs und Wirtschaftskrise tragen zur Emissionsminderung bei
Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind 2023 auf den niedrigsten Stand seit 70 Jahren gefallen. Ein Großteil der Minderung geht auf einen unerwartet starken Rückgang des Kohleverbrauchs zurück. Gleichzeitig sanken die Emissionen zu Lasten der energieintensiven Industrie durch konjunktur- und krisenbedingte Produktionsrückgänge.
Agora Energiewende: Studie zeigt gemischtes Ergebnis
Laut einer aktuellen Studie von Agora Energiewende wurden im Jahr 2023 insgesamt 673 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert - 73 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr und 46 Prozent weniger als im Jahr 1990. Damit fielen die Emissionen auf den niedrigsten Stand seit den 1950er-Jahren. Trotz dieser positiven Entwicklung weist die Studie allerdings auch auf Lücken in der Klimapolitik hin, insbesondere im Bereich der Gebäude und Verkehrswende.
- Kohlekraft: Die größte Reduktion wurde im Kraftwerksbereich erzielt, hauptsächlich aufgrund des starken Rückgangs des Kohleverbrauchs. Die Kohleemissionen sanken um rund 20 Prozent und sorgten damit für etwa zwei Drittel der gesamten Emissionsminderung.
- Industrie: In der energieintensiven Industrie führten konjunktur- und krisenbedingte Produktionsrückgänge zu einem Rückgang der Emissionen. Insbesondere die Stahlindustrie verzeichnete einen signifikanten Emissionsrückgang, während im Chemiesektor die Emissionen nahezu stabil blieben.
- Gebäudesektor: Im Gebäudebereich wurden die gesetzlich vorgegebenen Klimaziele erneut verfehlt. Trotz einer leicht verbesserten Sanierungsquote und Effizienzsteigerungen bei Neubauten bleiben die Emissionen in diesem Bereich weiterhin zu hoch.
- Verkehr: Auch im Verkehrsbereich gibt es noch große Herausforderungen. Die Emissionen stiegen zuletzt sogar leicht an, was auf eine Zunahme des Straßenverkehrs zurückzuführen ist.
Forderung nach Handeln der Bundesregierung und ambitionierterer Klimapolitik
Die Studienergebnisse zeigen, dass trotz des insgesamt positiven Trends mehr Anstrengungen erforderlich sind, um dauerhafte Emissionseinsparungen zu erreichen. Im Jahr 2024 sollte die Bundesregierung daher verstärkt daran arbeiten, die Lücken in der Klimapolitik zu schließen und insbesondere im Verkehrs- und Gebäudebereich ambitioniertere Maßnahmen ergreifen.
Mögliche Maßnahmen für den Verkehrsbereich
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs: Um den Straßenverkehr zu reduzieren, muss der Zugang und Nutzung des ÖPNV verbessert sowie finanziell attraktiver gestaltet werden.
- Förderung von E-Mobilität: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur und weitergehende Kaufanreize können dazu beitragen, die Elektromobilität voranzutreiben und so die Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.
- Rad- und Fußverkehr: Investitionen in den Ausbau von Radwegen und fußgängerfreundlicher Infrastruktur helfen dabei, alternative Mobilitätsformen attraktiver zu gestalten und den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad oder zu Fuß zu erleichtern.
Mögliche Schritte zur Reduzierung der Emissionen im Gebäudebereich
- Effizienzsteigerungen bei Neubauten: Verbesserung und Vereinheitlichung von Bauvorschriften und Standards für energetische Sanierungen und energieeffiziente Neubauten können einen wichtigen Beitrag leisten.
- Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich: Die Integration von Solarthermieanlagen, Wärmepumpen und Biomasseheizungen in Neubauten und Bestandsgebäuden kann den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich deutlich senken.
- Finanzielle Anreize: Förderprogramme und Zuschüsse für energetische Sanierungen, energieeffiziente Haushaltsgeräte sowie den Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich können weitere Anreize für den Umstieg auf klimafreundliche Technologien schaffen.
Insgesamt zeigt die Studie von Agora Energiewende, dass Deutschland auf einem positiven Weg in Richtung Klimaneutralität ist, jedoch noch große Herausforderungen bestehen, insbesondere in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Wird hier nicht schnellstmöglich nachgebessert, könnte es schwer werden, die ambitionierten Klimaziele dauerhaft zu erreichen.
Quellen