Deutschland wurde erneut von einem Terroranschlag erschüttert. Mit dem Messerangriff in Solingen im Mai 2024 handelt es sich bereits um die sechste terroristische Tat innerhalb von zehn Monaten. Der Vorfall in Magdeburg im Dezember 2024 markiert zudem die zweite Attacke, bei der ein Fahrzeug als Waffe eingesetzt wurde. Derzeit sind nur wenige Details über den Täter aus München bekannt, aber erste Indizien deuten darauf hin, dass er möglicherweise aus extremistisch-religiösen Gründen handelte.
Hans-Jakob Schindler hat eine bemerkenswerte internationale Karriere in der Forschung, im öffentlichen Dienst und als Berater für Terrorismusfragen beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hinter sich. Momentan fungiert er als Senior Director beim Counter Extremism Project in Berlin und New York und ist in verschiedenen internationalen Organisationen aktiv. Er hat in Tübingen, Georgetown, St Andrews und Tel Aviv studiert, wo er seine Doktorarbeit über internationalen Terrorismus verfasst hat.
Die wiederholten Terroranschläge in Deutschland zeigen eindringlich die kritische Sicherheitslage im Land. Sie verdeutlichen die erschreckende Verbreitung extremistischer Ideologien im Internet und die Herausforderungen, vor denen die Sicherheitsbehörden stehen. Seit 2021 hat sich die Bedrohung durch Terrorismus in Deutschland und Europa kontinuierlich verschärft. Der Rückzug internationaler Truppen aus Afghanistan im August 2021 und die Rückkehr der Taliban haben es Gruppen wie al-Qaida und dem Islamischen Staat, insbesondere dem IS-Provinz Khorasan (ISPK), ermöglicht, wieder an Einfluss zu gewinnen. Die Taliban gewähren al-Qaida Schutz und erlauben es, Anschläge im Ausland zu planen, während sie gegen den ISPK nur dann vorgehen, wenn dieser gegen ihr eigenes Regime aktiv wird.
Der Rückzug europäischer und amerikanischer Truppen aus Westafrika seit 2022 hat ebenfalls zu einem Anstieg extremistischer Aktivitäten geführt. Die Machtübernahme der Hay'at Tahrir al-Sham (HTS) im Dezember 2024 in Syrien hat ein Machtvakuum geschaffen, das von Gruppen mit extremistischer Agenda genutzt wird. Sowohl der IS als auch al-Qaida nutzen soziale Medien, um von der veränderten Machtstruktur in Syrien zu profitieren und ihre Propaganda zu verbreiten.
Seit 2021 hat das extremistisch-islamistische Milieu den Eindruck gewonnen, dass ihre Strategie, durch kontinuierliche Anschläge den Westen zu destabilisieren, erfolgreich ist. Die operative Freiheit von Terrornetzwerken hat zugenommen, und der anhaltende Konflikt im Nahen Osten hat zur Radikalisierung weiterer Personen beigetragen. Auch Gruppen wie der IS, die zuvor den Konflikt der Palästinenser ignorierten, nutzen diese Ereignisse nun für ihre eigene Propaganda.
Die Verbreitung extremistischer Inhalte erfolgt durch soziale Medien direkt an westliche Nutzer, einschließlich in Deutschland. Leider haben Plattformen wie X und META angekündigt, ihre Inhalte weniger zu moderieren, was bedenklich ist, da die internen Algorithmen der sozialen Medien unbeabsichtigt Radikalisierungsprozesse unterstützen. Ihr Geschäftsmodell basiert auf der Analyse von Nutzerdaten, um personalisierte Werbung anzuzeigen und die Nutzer länger auf der Plattform zu halten. Dadurch werden extremere Inhalte gefördert, unabhängig von der zugrunde liegenden Ideologie.
Die aktuellen EU-Vorschriften über digitale Dienste verlangen von Plattformen, auf illegale Inhalte zu reagieren, jedoch gibt es nur begrenzte Anforderungen zur proaktiven Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden. Diese Plattformen sind weitgehend von der Verantwortung befreit, potenzielle Terroristen zu melden, obwohl sie über die technischen Möglichkeiten verfügen, Radikalisierungsprozesse zu erkennen. Eine Überarbeitung dieser Regelungen ist zwingend notwendig, um die Sicherheit zu erhöhen.
Die anhaltende Bedrohung durch Terrorismus in Deutschland erfordert eine umfassende Reform des Migrationsmanagements. Der Fall des Münchener Angreifers zeigt, dass selbst abgelehnte Asylbewerber in Deutschland bleiben können, wenn sie sich nicht strafbar gemacht haben. Eine effiziente Kontrolle der Migration und die Organisation von Abschiebungen sind dringend erforderlich, reichen aber allein nicht aus, um die terroristische Bedrohung zu mindern.
Angesichts der sechs Terroranschläge seit Mai 2024 muss Deutschland an verschiedenen Stellschrauben arbeiten: Die soziale Medien müssen zur proaktiven Zusammenarbeit verpflichtet werden, die rechtlichen Grundlagen für Sicherheitsbehörden modernisiert werden und das Migrationsmanagement verbessert werden. Die aktuelle Situation erfordert sofortige und entschlossene Maßnahmen.